Mittwoch, 13. Juni 2012

Prüfungsangst – Intelligente sind stärker betroffen

Am 3. Juni 2012 wurde in der Online-Ausgabe des Tagesanzeigers ein Artikel mit dem Titel «Wie man Prüfungsversagen in den Griff bekommt» publiziert. Er liefert eine mögliche Erklärung für ein Phänomen, das ich mir bis anhin nicht erklären konnte.

Seit Jahren bereite ich Schüler u.a. auf Aufnahmeprüfungen an Gymnasien vor (Kurzgymnasium, Langgymnasium, IMS, BMS, FMS und HMS). Die Quote ist sehr gut. Doch ab und zu scheitern Schüler, die meiner Meinung nach eindeutig in die Mittelschule gehören: Kinder, die schnell verstehen, komplexe Zusammenhänge leicht erkennen und Freude am Lernen und Denken haben. Ich konnte mir das Versagen dieser wenigen, aber klaren Fälle an wichtigen Prüfungen bis heute nicht erklären.

Der eingangs erwähnte Artikel liefert nun eine mögliche Erklärung. Die Psychologin Sian Beilock von der University of Chicago hat sich des Problems der Prüfungsangst angenommen.

Was geschieht während eines Tests, wenn Prüfungsangst auftritt? Nach Auffassung der Forscher blockiert der empfundene Druck Teile des Arbeitsgedächtnisses, das dann die eigene Leistung sabotiert.

Das Arbeitsgedächtnis ist unter anderem der Ort, wo Lösungen eines Problems oder einer Aufgabe bearbeitet werden. Intelligente Menschen verfügen über ein Arbeitsgedächtnis mit grösserer Kapazität. Da sie an komplexes Denken gewöhnt sind, weichen sie unter Druck nicht auf entlastende, einfache Denkstrategien aus. Die Versagensängste besetzen bei zunehmendem Stress offenbar einen wachsenden Teil dieses Gedächt­nisses. Der Zwischenspeicher wird überlastet und setzt sich so quasi selber ausser Gefecht.

Sian Beilock kommt zum Schluss, dass sich die Verkrampfungen durch simple Massnahmen lösen lassen. Diese Massnahmen interessieren mich natürlich brennend. Zurzeit lese ich ihr Buch, um mehr darüber zu erfahren. Fortsetzung folgt.